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Personalmanagement Thomas Riemann – kompetent, pragmatisch und immer persönlich

Codierungen im Arbeitszeugnis

Es gibt zwar keine Geheimsprache für Arbeitszeugnisse, denn wie in jedem anderen Berufsfeld auch, gibt es eine nur durch die Rechtsprechung der Arbeitsgerichte geprägte Fachsprache. In meiner über 30 jährigen Praxis habe ich auch noch keines dieser besonders gravierenden Beispiele angeblicher Geheimcodes lesen dürfen! Wenn Sie eines finden, dann dürfen Sie mir aber gerne eine Kopie zusenden.

Trotzdem finden sich angeblich in Arbeitszeugnissen vereinzelt aber negative Formulierungen, die in der Literatur häufig als »Geheimcode« bezeichnet werden. Nochmals, zu dieser Codierung gibt es aber nach §109, Absatz 2 der Gewerbeordnung eine klare Aussage, daher sollte man bei der Zeugniserstellung oder -prüfung genau auf Unstimmigkeiten achten:

»Das Zeugnis muss klar und verständlich formuliert sein. Es darf keine Merkmale oder Formulierungen. enthalten, die den Zweck haben, eine andere als aus der äußeren Form oder aus dem Wortlaut ersichtliche Aussage über den Arbeitnehmer zu treffen.«

Einige Beispiele für Unstimmigkeiten

  • In der Einzelbewertung kennzeichnen die ergänzende Beschreibung wie »sehr«, »außerordentlich« in Verbindung mit dem Zeitbezug »immer« oder »stets« in der Regel die Notenstufen 1 oder 2. Fehlen sie vereinzelt an wichtigen Stellen, wird nicht nur die Einzelbewertung sondern auch das Gesamturteil abgesenkt.
  • Betonte Selbstverständlichkeiten: Es wird z.B. die perfekte Kleidung eines Außendienstmitarbeiters oder die Leistungen in den Grundrechenarten eines Controllers bestätigt.
  • Notwendiges fehlt: Im Zeugnis fehlen wesentliche Bestandteile der Tätigkeitsbeschreibung, Leistungs- oder Führungsbeurteilung. Z.B. fehlen bei der Führungskraft die Ergebnisse der Führungsleistungen, bei der Chefsekretärin fehlt der Hinweis auf das Organisationsvermögen oder die Selbstständigkeit.
  • Entwertungen: Kleinigkeiten, die eher am Rande mit der beschriebenen Tätigkeit zu tun haben, werden sehr stark betont.
  • Verneintes Gegenteil: Formulierungen wie »...war nicht uninteressiert«, »...waren nicht unbedeutend«.
  • Die übliche Reihenfolge wird nicht eingehalten: Werden z.B. bei der Führungsbeurteilung erst die Kollegen genannt und dann die Vorgesetzten, dann deutet das auf Probleme im Verhältnis zu den Vorgesetzten hin.
  • Häufig anzutreffen, das Arbeitsverhältnis endet mit einem »krummen Datum«. Dies kann zum Einem auf eine fristlose Kündigung oder einen Vertragsbruch hindeuten, denn üblich ist der 15. oder 30./31. eines Monates, auf der anderen Seite auch nur eine Ungeschicklichkeit sein, weil man z.B. meint, den Resturlaub abziehen zu müssen.

Der (angebliche?) Geheimcode

Die folgenden Textbeispiele finden sich seit Jahren in der einschlägigen Literatur. Sie sind unterschiedlich kritisch zu bewerten. Gelegentlich ist der jeweilige Verfasser wohl nur über das Ziel hinausgeschossen. Die Kenntnis kann aber helfen solche Fehler zu vermeiden.

Text im Zeugnis Annahme der Bedeutung
Fach- und Methodenkompetenz
Er verfügt über Fachwissen und hat ein gesundes Selbstvertrauen Überspielt mit Arroganz sein mangelndes Fachwissen
Wir bestätigen gerne, dass er mit Fleiß, Ehrlichkeit und Pünktlichkeit an seine Aufgaben herangegangen ist Ihm fehlt die fachliche Qualifikation
Die ihm gemäßen Aufgaben... Die anspruchslosen Aufgaben...
Er arbeitete sehr genau und erledigte seine Aufgaben ordnungsgemäß ... aber uneffektiv und bürokratisch
Er war mit Interesse bei der Sache ... aber ohne Erfolg
Er machte sich mit großem Eifer an die ihm übertragenen Aufgaben Trotz Fleiß hatte er keinen Erfolg
Er hatte Gelegenheit, die ihm übertragenen Aufgaben zu erledigen ... aber es gelang ihm nicht
Er zeigte Verständnis für seine Arbeit ... aber er war den Anforderungen nicht gewachsen
Er erledigte alle Aufgaben pflichtbewusst und ordnungsgemäß Er war ein Bürokrat ohne Eigeninitiative
Sie verstand es, alle Aufgaben mit Erfolg zu delegieren Sie drückte sich vor der Arbeit
Er zeichnete sich insbesondere dadurch aus, dass er viele Verbesserungsvorschläge zur Arbeitserleichterung machte ... die aber nicht umgesetzt werden konnten
Vorgesetzten und Kollegen war er durch seine aufrichtige und anständige Gesinnung ein angenehmer Mitarbeiter ... aber es mangelt ihm an Tüchtigkeit
Er arbeitete sehr nach eigener Planung ... aber nicht nach der Planung des Arbeitgebers
Das Produktionsniveau konnte durch ihre Leistung gehalten werden ... aber sie erreichte das Leistungsniveau nicht
Sie gab viele Anregungen, die geprüft wurden ... die aber nicht umgesetzt werden konnten
Sozial- und Kommunikationskompetenz
Wegen seiner Pünktlichkeit war er stets ein gutes Beispiel ... aber nicht wegen seiner Leistung
Sie war tüchtig und in der Lage, ihre Meinung zu vertreten Sie hat eine hohe Meinung von sich und verträgt keine Kritik
Bei Kunden war er schnell beliebt Er machte viele Zugeständnisse, besitzt keine Verhandlungsstärke
Mit seinen Vorgesetzten ist er gut zurechtgekommen Ein Mitläufer und Ja-Sager, der sich gut verkaufen kann
Sie war tüchtig und wusste sich gut zu verkaufen Eine unangenehme Mitarbeiterin, der es an Kooperationsbereitschaft mangelt
Im Umgang mit Kollegen und Vorgesetzten zeigte er durchweg eine erfrischende Offenheit Er war besserwisserrisch
Ihre umfangreiche Bildung machte sie zu einer gesuchten Gesprächspartnerin Sie führte lange Privatgespräche
Seine Auffassungen wusste er intensiv zu vertreten Er hat ein übersteigertes Selbstbewusstsein
Seine Standpunkte stellt er in selbstbewusster Art vor arrogant, anmaßend; besser: Er ist ein selbständige Persönlichkeit, die seinen Standpunkt vertritt, doch stets in angemessener Weise
Er war kontaktbereit ... aber nicht kontaktfähig
Wir lernten sie als umgängliche Kollegin kennen Sie war unbeliebt
Fortbildungskompetenz
Ihm wurde die Gelegenheit zu Fortbildungsmaßnahmen geboten ... die er nicht genutzt hat
Er war Neuem gegenüber aufgeschlossen ... aber nicht, um es umzusetzen
Führungskompetenz
Er war seinen Mitarbeitern jederzeit ein verständnisvoller Vorgesetzter Er besaß keine Durchsetzungsstärke und wurde nicht respektiert
Er koordinierte die Arbeit seiner Mitarbeiter und gab klare Anweisungen Er beschränkte sich auf Anweisen und Delegieren
Er praktizierte einen kooperativen Führungsstil und war deshalb von seinen Mitarbeitern sehr geschätzt Er kann sich nicht durchsetzen
Seine Mitarbeiter schätzten ihn als umgänglichen Vorgesetzten Er achtete zuwenig auf deren Leistung
Sie führte mit fester Hand; …führte konsequent; …straff demokratisch Autoritärer Führungsstil
Personale Kompetenz
Er ist ein anspruchsvoller und kritischer Mitarbeiter Er ist egozentrisch und nörgelt gerne
Für die Belange der Belegschaft bewies er immer Einfühlungsvermögen Er suchte sexuelle Kontakte im KollegenInnenkreis
Für die Belange der Belegschaft bewies er immer umfassendes Einfühlungsvermögen Er suchte homosexuelle Kontakte im Kollegenkreis
Er zeigte stets Engagement für Arbeitnehmerinteressen außerhalb der Firma Er hat an Streiks teilgenommen
Er trat engagiert für die Interessen der Kollegen ein Er war Mitglied des Betriebsrats
Er trat sowohl innerhalb als auch außerhalb unseres Unternehmens engagiert für die Interessen der Arbeitnehmer ein Er war gewerkschaftlich aktiv
Sie hat alle Aufgaben in ihrem und im Firmeninteresse gelöst Sie hat Firmeneigentum gestohlen
Er hat mit seiner geselligen Art zur Verbesserung des Betriebsklimas beigetragen Er hat Alkoholprobleme
Er stand stets voll (!) hinter uns Trunksucht
Schlußformeln
Er scheidet aus, um in einem anderen Unternehmen eine höherwertige Tätigkeit zu übernehmen ... die wir ihm nicht zutrauten bzw. anbieten wollten. Hinweis: Denn hier fehlt das Bedauern über sein Ausscheiden
Er schied aus, um sich finanziell zu verbessern Wir waren nicht bereit, ihm mehr zu bieten
Er schied im beiderseitigen Einvernehmen aus Kündigung durch den Arbeitgeber. Hinweis: Eine wirklich einvernehmliche Aufhebung wird umschrieben mit im besten/guten beiderseitigen Einvernehmen
Wir haben uns einvernehmlich getrennt Auf Initiative des Arbeitgebers erfolgte Eigenkündigung des Arbeitnehmers oder Abschluss eines Aufhebungsvertrages
Unsere besten Wünsche begleiten ihm Ironie, wenn der Arbeitgeber gekündigt hat
Wir wünschen ihm für die Zukunft alles nur erdenklich Gute. Ironie
Wir wünschen alles Gute, insbesondere auch Erfolg. ... den er bei uns nicht hatte
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